Ich bin ein sehr analytischer Mensch. Wahrscheinlich liebe ich daher Pro & Contra Listen so sehr. Kennst du das auch, wenn eine wichtige Entscheidung ansteht, schwirren dir tausend Gedanken im Kopf unsortiert herum? Sie sind so durcheinander, dass dein Gehirn sich etwas vernebelt anfühlt? Es fühlt sich so an, als würde dein Kopf explodieren… 🤯 In dem Moment ist es unmöglich, eine wichtige Entscheidung zu treffen. Immer, wenn es bei mir wieder so weit ist, dass mir vor lauter Gedankensturm der Überblick fehlt, um eine Entscheidung zu treffen, setze ich mich an meinen Schreibtisch und schreibe ganz klassisch eine Pro & Contra Liste.
Bereits mit der Entstehung dieser Pro & Contra Liste lichtet sich der Nebel und ich bekomme Klarheit über die Situation. Die Aufzählung aller Vor- und Nachteile hilft mir, mich auf eine Metaebene zu begeben und ganz leicht eine Entscheidung zu treffen.
Da dich dein Weg hier zu diesem Blogartikel geführt hat, stehst du höchstwahrscheinlich aktuell vor derselben aufregenden Entscheidung, vor der ich 2020 stand. Soll ich mich als virtuelle Assistentin selbstständig machen – ja oder nein? Puh, was für eine wichtige Frage. Schwirren dir dazu aktuell auch tausend Gedanken unsortiert in deinem Kopf? Dann hoffe ich, dass ich dir hiermit eine Entscheidungshilfe bieten kann. Du erfährst, wie du diese Pro & Contra Liste für dich und deine Entscheidung nutzen kannst, darüber hinaus lernst du die idealen Voraussetzungen für eine Selbstständigkeit kennen. Und falls du merkst, dass dich Ängste (noch) abhalten den Schritt zu wagen, habe ich dir auch direkt noch sechs Praxistipps mitgebracht, um deine Ängste zu überwinden. Sodass du hoffentlich zeitnah eine Entscheidung treffen kannst: Selbstständigkeit – ja oder nein? 🤔
Inhaltsverzeichnis
ToggleEntscheidung treffen: Selbstständigkeit – ja oder nein?!
Bevor wir in die Vor- und Nachteile der Selbstständigkeit als virtuelle Assistentin eintauchen, möchte ich dir noch ganz kurz meinen persönlichen Entscheidungsprozess mithilfe einer Pro & Contra Liste vorstellen.
Pro & Contra Liste als Entscheidungshelfer
Da ich ja, wie bereits erwähnt, ein großer Fan von solchen Listen bin und sehr analytisch denke, habe ich das Erstellen solcher Entscheidungshelfer-Listen mit der Zeit optimiert. Meine erste Liste habe ich übrigens im Alter von10 Jahren gemacht, als meine Eltern mich mit in den Entscheidungsprozess für einen Hauskauf einbezogen haben. Meine Eltern haben tatsächlich meine Idee befolgt und gemeinsam haben wir eine Pro & Contra Liste geschrieben, die für und gegen das alte bzw. das neue Haus galt. Im nächsten Schritt durfte jedes Familienmitglied die einzelnen Punkte in der Wichtigkeit bewerten. Und genauso gehe ich noch heute vor. 😉
Heute nutze ich aber digitale Tools, früher Notion und heute Asana, mein Projektmanagement-Tool. Denn das hat den großen Vorteil, dass ich die aufgeschriebenen Punkte verschieben kann. Jetzt aber endlich zu meinem Vorgehen:
Schritt #1: Fragestellung formulieren
Ich formuliere eine konkrete Fragestellung: z. B. Soll ich mich als virtuelle Assistentin selbstständig machen?, die sich auf die bevorstehende Entscheidung bezieht.
Schritt #2: Gedanken aufschreiben
Im zweiten Schritt schreibe ich alle Gedanken erstmal unsortiert auf – also in unserem Fall egal, ob sie für oder gegen die Selbstständigkeit als VA sprechen.
Schritt #3: Zuordnung – dafür oder dagegen?
Im dritten Schritt ordne ich die Punkte in Pro & Contra ein. Das ist in einem Projektmanagement-Tool sehr einfach durch die Drag-and-drop-Funktion.
Schritt #4: nach Wichtigkeit ordnen
Jetzt kommt ein sehr wichtiger Schritt, ich gebe den einzelnen Punkten (Pro & Contra) eine bestimmte Wichtigkeit. Z. B. ist mir die flexible Arbeitszeitengestaltung wichtiger als das ortsunabhängige Arbeiten.
Schritt #5: Liste liegen lassen
Wenn ich alle Gedanken aufgeschrieben, eingeordnet und nach Prioritäten einsortiert habe, lasse ich die Liste erstmal liegen und versuche z. B. durch einen Spaziergang etwas Abstand zu gewinnen.
Schritt #6: Entscheidung treffen
Danach nehme ich mir die Liste noch mal vor und in den allermeisten Fällen ist die Entscheidung an dem Schritt schon klar. Falls nicht, konzentriere ich mich auf die Verteilung der Gewichtung der einzelnen Punkte oder gebe mir noch mal etwas Abstand.
Du möchtest mir über die Schultern gucken, wie ich eine Pro & Contra Liste mit Asana erstelle? Hier ist ein Video dazu:
Das eigene Warum herausfinden
Auch wenn du jede Entscheidung – auch den Schritt in die Selbstständigkeit – wieder rückgängig machen kannst, ist dieser Entscheidungsprozess darüber hinaus so wichtig und wird dich noch länger in der Selbstständigkeit begleiten. Denn durch die Verteilung der Wichtigkeit der einzelnen Pro & Contra Punkte, wirst du auch dein eigenes Warum erkennen. Warum möchtest du dich überhaupt selbstständig machen? Was ist dein Antrieb? Ist es z. B. die freie Zeiteinteilung oder das ortsunabhängige Arbeiten?
Egal was konkret dein Antrieb ist, behalte das immer im Hinterkopf und komme in herausfordernden Zeiten darauf zurück. Ich verspreche dir, dies ist ein Motivationsbooster. 🚀
Vorteile der Selbstständigkeit als virtuelle Assistenz
Und nun zu den allgemeinen Vorteilen, die eine Selbstständigkeit als virtuelle Assistentin mit sich bringt. Wie schon erwähnt, können die einzelnen Punkte eine unterschiedlich starke Gewichtung für dich haben. Die Reihenfolge, die ich hier nutze, ist nach meinen persönlichen Vorzügen sortiert. Bitte gehe unbedingt in die eigene Reflexion und schreibe dir weitere Punkte/Gedanken auf, die ich hier nicht erwähne, für dich aber relevant sind. Oder sortiere die Punkte mindestens in eine Reihenfolge, wie es deiner Wichtigkeit entspricht.
Diese Aufzählung ersetzt also in keinem Fall deinen Entscheidungsprozess. Es wird dir aber sicherlich in Kombination mit meiner Pro & Contra-Listen-Methode als Entscheidungshilfe dienen. 😊
⏰ Flexible Arbeitszeiten
In der Selbstständigkeit als Virtuelle Assistenz kannst du dir deine Arbeitszeiten frei und nach deinen privaten und familiären Anforderungen einteilen. Es gibt keine festen Arbeitszeiten, die du einhalten musst. Du kannst (und solltest) mit deinen Kund:innen vereinbaren, wann du erreichbar bist, wie schnell du auf Anfragen reagierst und bis wann du Aufgaben erledigen solltest.
💡Vier Praxistipps, wie du das Beste aus deinen flexiblen Arbeitszeiten heraus holst:
An dieser Stelle möchte ich dir noch etwas aus meinen Erfahrungen mitgeben. Hier kommen meine vier Praxistipps zum Thema flexible Arbeitszeiten:
1. Stundenanzahl pro Woche festlegen. Mache dir zunächst Gedanken darüber, wie viele Stunden du für Kundenarbeit zur Verfügung hast. Vergiss nicht, Zeit für Buchhaltung, Marketing Strategien & Weiterbildung einzuplanen. Diese Klarheit hilft dir auch bei der Kundenakquise & Kalkulation deiner Preise.
2. Erfasse trotzdem die Arbeitszeit. Auch wenn du niemandem eine Rechenschaft schuldig bist, empfehle ich dir deine Arbeitszeiten gewissenhaft zu erfassen. Denn du bist jetzt deine eigene Chefin und kannst so deine Work-Life-Balance besser einhalten.
3. Plane Urlaube ein. Ich weiß, das Attraktive an der Selbstständigkeit ist, dass du ganz flexibel und unabhängig von den Urlaubsregelungen deines Arbeitgebers bist. Aber es ist ratsam, sich eine grobe Urlaubsplanung zu Beginn des Jahres zu überlegen. Nur so kannst du deinen Stundensatz richtig kalkulieren. Auch in der Kommunikation mit den Kunden bringt das mehr Klarheit. Und keine Sorge, du kannst die Tage natürlich auch kurzfristig verschieben, verlängern oder doch nicht nehmen. Du bleibst deine Chefin. Mir persönlich hat die Urlaubsplanung mehr Freiheit geschenkt und ich habe mich geärgert, dass ich so nicht schon in den ersten Jahren vorgegangen bin.
4. Lass dich nicht unter Druck setzen. Es gibt (leider) ein paar Auftraggeber da draußen, die dir Arbeitszeiten vorgeben möchten, zu denen du sofort verfügbar sein musst. Sich darauf einzulassen, empfehle ich keiner VA. Denn in dem Fall brauchen die Kund:innen eher eine Mitarbeiterin in Festanstellung.
🏠 100 % Homeoffice = Ortsunabhängigkeit
Die Zusammenarbeit zwischen virtuellen Assistentinnen und Auftraggebern ist virtuell. Oder in anderen Worten: Du kannst arbeiten, wo du möchtest. Keine lästige Bahnfahrt mehr. Keine Zeit, die du im Stau vergeudest.
Konkret kannst du durch diese Ortsunabhängigkeit an folgenden Orten arbeiten:
- Von zu Hause arbeiten (egal ob mit Ordnung am Schreibtisch, im Wohnzimmer auf der Couch oder bequem im Liegestuhl im Garten)
- An öffentlichen Plätzen wie einem Café, einem Coworking Space oder unterwegs im Zug.
- Auf Reisen: sprich, du kannst überall hin reisen und gleichzeitig deiner Tätigkeiten als VA nachgehen.
🫰 Stundensatz „frei“ wählbar
Ich glaube du verstehst, warum ich das frei in Anführungszeichen gesetzt habe. Denn natürlich kannst du deinen Stundensatz beliebig hoch ansetzen. Das alleine bringt dir allerdings noch nicht viel Ruhm. Denn die Kunst liegt darin, auch eine gute Auslastung zu erreichen. Ich persönlich nutze noch heute nicht den einen Stundensatz für alle Kund:innen und alle Leistungen, viel mehr nutze ich mein Wissen aus der Tourismusbranche und wende Yield Management an. Yield Management oder auf Deutsch „Ertragsmanagement“ bedeutet ganz einfach gesagt die Steuerung von Preisen. Wenn du mehr dazu erfahren möchtest, teile ich das sehr gerne in einem separaten Blogartikel mit dir.
Zurück zum Vorteil der Selbstständigkeit als VA, dass du den Stundensatz frei wählen kannst… Ich bin bestimmt auch gebrandmarkt aus meiner Arbeit in der Gruppenabteilung im Hotel. Dort habe ich nach dem Yield Management Hotelzimmerkontingente zu Messezeiten zu extrem hohen Raten verkauft. Wir haben über Monate Rekordumsätze gemacht. Mein Gehalt blieb aber immer dasselbe. Und das hat mich arg frustriert. Jetzt in der Selbstständigkeit ist das anders. Jeder Cent (abgesehen von den planbaren Abzügen ans Finanzamt und Co), den ich für mich heraushandeln kann, bleibt bei mir. Und das macht mich sehr glücklich. 🍀
🌈 breites Spektrum an Dienstleistungen
Wenn du dich für eine Selbstständigkeit als Virtuelle Assistentin entscheidest, kannst du ziemlich flexibel dein Angebot verändern, ohne bürokratische Hürden zu haben. Was meine ich damit? In der Gewerbeanmeldung gibst du zwar deine Tätigkeiten einmal an, du kannst aber zu einem späteren Zeitpunkt ganz problemlos z. B. vom Podcast Service zum E-Mail-Marketing wechseln oder umgekehrt und musst nichts weiter beachten. Außer deinen Internetauftritt, sodass dich potentielle Kund:innen besser finden.
So habe ich z. B. zu Beginn Social Media Management, Podcast-Schnitt und Webdesign angeboten und mich ausprobiert. Was mir am meisten Freude bereitet hat, habe ich weiterhin angeboten. Was mir nicht gefiel, habe ich wieder abgegeben. Sodass ich nach ca. 5 Monaten „nur“ noch den Podcast Service und Webdesign mit dem Schwerpunkt auf Mitgliederbereiche angeboten habe. Der Podcast-Schnitt und die Begleitung von Online-Unternehmer:innen beim Podcast-Start haben mir zwar unfassbar viel Spaß gemacht, allerdings war die Zahlungsbereitschaft bei diesen Kund:innen deutlich geringer als bei meinen Membership Kund:innen, sodass ich nach ca. einem Jahr auch den Podcast-Service eingestellt habe und von da an den vollen Fokus auf die eine funktionierende Dienstleistung gesetzt habe.
Das als kleines Beispiel von meinem Weg. Mehr zu meinem Weg in die Selbstständigkeit findest du auch in einem separaten Blogartikel.
Diese Flexibilität in der Auswahl der Tätigkeiten hast du nicht in jeder Selbstständigkeit. Eine Kundin von mir ist Sport-Mentaltrainerin und wollte zu Beginn des Ukraine Krieges (aufgrund des Wegfalls neuer Kund:innen) ihr Angebot um E-Mail-Marketing für Online-Unternehmer:innen anbieten, da sie sich hier im Laufe ihrer eigenen Selbstständigkeit eine Expertise aufgebaut hat. Dies ließ sich aber nicht richtig in ihren Auftritt und bisheriges Angebot integrieren. Da haben wir als VAs es schon richtig gut, dass wir uns etwas austoben dürfen. 😁
🦸♀️ motivierendes & innovatives Umfeld
Die Stimmung des Umfeldes hat einen großen Einfluss auf die eigene Stimmungslage. Vielleicht kennst du das auch. Du fährst gut gelaunt ins Büro und nach einer viertel Stunde im Büro ist deine Laune im Keller. Kommt dir das bekannt vor? So war es häufig bei mir der Fall. Und zwar gar nicht unbedingt, weil mir die Arbeit keinen Spaß gemacht hat, sondern weil meine Kolleginnen in einer Tour gemotzt haben. Davon habe ich mich leider zu oft anstecken lassen. 🥴
In der Selbstständigkeit habe ich das nicht erlebt. Die Meetings mit meinen Kund:innen waren zum größten Teil sehr positiv ansteckend und wenn mal über die schlechtere Auftragslage „geschimpft“ wurde, war ich die Motivatorin, die ermutigt, dran zu bleiben. Auch wenn ich mal einen Grund zur Sorge oder zum „Schimpfen“ hatte, konnte ich mich mit meinen Business Buddies offen austauschen und wir sind schnell wieder in die positive Stimmung gekommen. 😊
Neben dem motivierenden, positiven Miteinander genieße ich auch eine gewisse Offenheit und damit verbundene Innovation. Denn in der Selbstständigkeit ist Agilität, Offenheit und Innovation von fundamentaler Bedeutung. Und dieser Spirit ist, wie sollte es anders sein, ebenfalls sehr ansteckend.
Und apropos Umfeld: Es bringt dir übrigens keinen Vor- oder Nachteil, ob du aus einer Unternehmerfamilie kommst oder ob du die erste Selbstständige in der Familie bist.
👑 eigene Chefin, eigene Regeln
Ja, was soll ich sagen. Es ist toll, die eigene Chefin zu sein. Die eigenen Regeln zu machen. Aber ich gebe zu. Ich musste mich auch erst mal daran gewöhnen, dass es keinen Vorgesetzten gibt, keine Corporate Standards an denen ich mich orientieren konnte. Und es macht total Sinn, auch als Solopreneurin eigene Unternehmenswerte und Regeln aufzustellen. Denn diese geben dir eine Orientierung und Halt.
💡ein Irrglaube & Praxistipp zur Selbstständigkeit:
Übrigens sehr häufig höre ich den Satz: „Ich möchte mich selbstständig machen, damit ich unabhängig bin.“ Das ist schlichtweg ein Irrglaube. Unabhängig bist du auch als Selbstständige nicht. Denn du wirst immer eine gewisse Abhängigkeit zu Kund:innen oder z. B. von Tools haben. Daher ist mein Tipp für dich, falls du auch diesen Drang nach Unabhängigkeit hast:
Leicht kann es passieren, dass man sich in der Selbstständigkeit – als eigene Chefin – etwas zu sehr an die Freiheiten gewöhnt, die zweifelsfrei mit der Gründung dazu kommen. Aber es werden Zeiten kommen, in denen du ein Netzwerk brauchst, sei es Kolleg:innen oder Kund:innen. Und dann zahlt es sich aus, wenn man zuvor nicht als reine Einzelkämpferin unterwegs war. 😉
🎈 kinderleichte Gründung (wenig Bürokratie)
In die Selbstständigkeit als virtuelle Assistentin zu starten ist kinderleicht. Es gibt wenig Voraussetzungen und auch die bürokratischen Schritte sind schnell gegangen. „Kompliziert“ wird es erst danach. Es bedarf die richtige Strategie, Disziplin, Durchhaltevermögen und natürlich fachliche Kompetenz, um langfristig gut davon leben zu können. Aber die Gründung an sich ist sehr einfach.
Du bist selber gerade dabei oder überlegst dich als virtuelle Assistentin selbstständig zu machen? Dann lies dir unbedingt meine Roadmap für den Start als VA durch. Dort erhältst du Antworten auf Fragen, die du dir noch gar nicht gestellt hast und ich führe dich Schritt für Schritt durch den Prozess, um erfolgreich als VA zu leben.
🗽 Selbstständigkeit als Selbstverwirklichung
An dieser Stelle möchte ich meine Business Mindset Mentorin Laura Beyer zu Beginn meiner Selbstständigkeit gerne zitieren:
Die Selbstständigkeit ist Persönlichkeitsentwicklung hoch vier.
Laura Beyer – Designing Your Life Coach, NLP Master Practitioner
Dem kann ich nur zustimmen. Ich habe so viel Neues über mich gelernt, seit ich selbstständig bin. Es gibt so viele Dinge, die ich zum ersten Mal gemacht habe, die ich sonst nie gemacht hätte. Und ich gebe zu, ich habe so häufig meine Komfortzone verlassen, dass es zur Gewohnheit geworden ist. 😯
Beispiele aus meiner Selbstständigkeit:
Lass mich dir dazu ein paar Beispiele geben, damit das etwas verständlicher ist. Ich habe z. B. Zoom-Workshops mit über 70 Teilnehmer:innen moderiert, als Gast in einem Podcast gesprochen (in dem ich meine Geschichte zur Positionierung teile) oder als Speakerin auf der VAK (der offline Konferenz & Netzwerkveranstaltung für virtuelle Assistentinnen & Assistenten in Hamburg, organisiert von Sascha Feldmann) vor knapp 100 Besucher:innen auf der Bühne gestanden. Sodass es sich schon fast „normal“ anfühlte, als ich 2022 meinen eigenen Podcast gestartet habe. Unter uns: Ich hatte trotzdem noch Bammel vor der Veröffentlichung.😂
Und diese Beispiele sind nur die „sichtbaren“. Viel mehr habe ich mich auch auf persönlicher Ebene unfassbar weiterentwickelt. Ich kann z. B. viel besser NEIN sagen und Grenzen setzen, wovon ich auch privat sehr profitiere. Auch jetzt in der Babypause (in der ich diesen Blogartikel schreibe), kann ich mich verwirklichen. Statt Rund-um-die-Uhr im Windel, Beikost, Nickerchen „Wahn“ zu versinken, habe ich dieses „andere Leben“, zu dem ich ganz flexibel zurückkehren kann.
So sieht das bei mir aus. Bei dir kann das komplett anders sein. Aber ich garantiere dir, du hast eine Spielwiese, um dich zu verwirklichen und dich selber neu kennenzulernen. 💃
🧸 Vereinbarkeit von Familie & Beruf
Bitte wundere dich nicht, diesen Punkt habe ich ebenfalls bei den Nachteilen der Selbstständigkeit aufgeführt, denn bei mir schwankt es manchmal ein bisschen. Ganz theoretisch kannst du dir als Selbstständige alles so einrichten, dass dein Berufsleben mit deinem Privatleben und damit mit deiner Familie vereinbar ist.
Und das ist ein Riesenvorteil, den ich auch absolut unterstreichen kann. Du kannst dir nicht nur den Weg zur Arbeit sparen, viel mehr kannst du auch (wie schon erwähnt) deine Arbeitszeiten genauso gestalten, wie sie zu deinem Familienleben passen. Auch das Einkommen kann deutlich lukrativer sein als in Teilzeit in einer Festanstellung. Es kann aber auch manchmal zu Nachteilen führen. Aber dazu komme ich noch.
Nachteile der Selbstständigkeit als virtuelle Assistenz
Nun zu den Nachteilen der Selbstständigkeit als virtuelle Assistenz. Wie auch bei den Vorteilen findest du hier wieder eine von mir gewählte Reihenfolge. Ich bitte dich auch hier einmal für dich zu reflektieren, welche Gewichtung du den einzelnen Nachteilen gibst und sie entsprechend für dich zu sortieren. Fallen dir weitere Nachteile ein, ergänze bitte die Liste.
Wieder dienen meine Punkte und Erklärungen bzw. Tipps als Entscheidungshelfer für dich, wenn du dich gerade fragst, ob du dich als VA selbstständig machen solltest oder nicht.
🔴 Vereinbarkeit von Familie & Beruf
Wie schon angekündigt setze ich bewusst die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auf beide Seiten Pro & Contra Selbstständigkeit. Denn als Selbstständige genießt du nicht nur Vorteile im Punkto Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Was meine ich damit?
Du bist deine eigene Chefin und daher hast du auch im grundegenommen nie ganz Feierabend. Denn die Verantwortung trägst du ganz alleine. Und das kann sich schon mal schwer anfühlen. Ich habe das besonders während meiner Schwangerschaft und meines Umzugs von Stuttgart nach Essen „zu spüren“ bekommen. Also Phasen in meinem Leben, in denen ich privat mehr Verpflichtungen hatte. Wenn dann gleichzeitig noch ein Kunde fordernd ist oder es technische, unerwartete Probleme gab, kam ich doch etwas ins Strudeln.
💡 ein Praxistipp für eine bessere Vereinbarkeit von Familie & Beruf
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es in solchen Phasen wichtig ist, offen mit den Kund:innen zu sprechen. Zum Beispiel wussten meine Kund:innen, von meinem Umzug (und damit verbundenen Internetproblemen) oder von meiner Schwangerschaft. So konnte ich mit ihnen gemeinsam sortieren, welche Projekte jetzt oberste Prio haben und welche wir etwas nach hinten verschieben können, sodass ich stressfrei mein Privatleben und meine Kundenprojekte meistern konnte. 😊 Das wäre ohne diese Offenheit niemals so reibungslos gelaufen. Und meine Sorge, dass meine Kund:innen dann nicht mehr mit mir zusammen arbeiten wollen, hat sich als unnötig herausgestellt. Die eine Kundin (die ich leider doch auch hatte), die wirklich gar kein Verständnis für mich in der Schwangerschaft hatte, habe ich dann halt mit gutem Gewissen abgegeben. 😉
🔴 volle Eigenverantwortung für die Wirtschaftlichkeit
Was ein Nachteil ist bzw. sich häufig als die größte Herausforderung für viele Selbstständige herausstellt, ist die Tatsache, dass du jetzt ganz alleine die volle Verantwortung für die eigene Wirtschaftlichkeit zu tragen hast. Sprich, dass immer genügend Geld auf dem Konto ist, um alle laufenden Kosten zu tragen und noch dazu dein eigenes Gehalt zu zahlen.
Mir ist erst sehr spät aufgefallen, dass nicht jeder das Haushalten von Geld so leicht fällt wie mir. Nicht jede hat so viel betriebswirtschaftliches Vorwissen wie ich. Und obwohl es mir von Anfang an sehr leicht gefallen ist, meine Ausgaben bewusst zu minimieren und meine Einnahmen bzw. meinen Gewinn zu maximieren, fühlte es sich dennoch manchmal nach einer „Last“ an, dass ich die volle Verantwortung für meine Zahlen trage.
Du kennst dich selber am besten. Wenn du von dir weißt, dass du eher zu viel Geld ausgibst oder am Ende eines jeden Monats kein Geld mehr auf dem Konto hast, dann überlege dir hier vorab eine Strategie oder hole dir Unterstützung z. B. von Expertinnen wie Stephanie Keller. Denn du kannst nur langfristig gut von deinem Business leben, wenn du die Verantwortung übernimmst und nachhaltig wirtschaftest.
🔴 Kein geregeltes Gehalt
Du ahnst es bestimmt schon, dass dieser Punkt die meisten von der Selbstständigkeit abhält. Denn es gibt kein Gehalt, was du mit deinem Chef oder deiner Chefin einmal verhandelst und danach über Monate bzw. Jahre jeden Monat auf deinem Konto erscheint. Und ja, das kann total Angst machen. Vor allem, wenn du viele laufende Ausgaben hast, kein Sparkonto und sowieso schon Mitte des Monats auf deinen nächsten Gehalteingang wartest.
Ich persönlich hatte und habe einen großen Ehrgeiz entwickelt, dass ich auch in der Selbstständigkeit mir selber jeden Monat das gleiche Gehalt auszahlen kann – selbst wenn die Auftragslage in einem Monat mal schlechter aussieht, ich Urlaub habe, krank bin oder eine 10-monatige Babypause einlege. Ok, im letzten Fall habe ich mir nur 50 % meines Gehaltes ausgezahlt, da ich Elterngeld beziehe.
Es ist also grundsätzlich möglich, sich selber ein geregeltes Gehalt auszuzahlen. Es braucht nur (wie bei so vielem im Leben) die richtige Strategie, Disziplin und ein Warum dahinter.
🔴 Keine Krankmeldung
Ich kann dir an dieser Stelle verraten, dass ich zum Glück sehr selten krank bin seit ich selbstständig bin. Das mag verschiedene Gründe haben… Ich glaube es liegt vor allem an den folgenden Punkten:
- Ich bin (mehr oder weniger) zufrieden und liebe, was ich tue.
- Meine Gesundheit ist mir sehr wichtig, so achte ich z. B. auf eine ausgewogene Ernährung, viel Bewegung im Alltag und wenn es geht an der frischen Luft.
- Ich gebe mir genug Ruhezeiten und gehe recht früh ins Bett.
- Mein Terminkalender ist sowohl privat als auch beruflich nie ganz voll.
- Als Selbstständige kann ich meine To-dos am Tag selbst gestalten und z. B. bei drohender Erkältung ganz gemütlich arbeiten und „unwichtige“ Projekte nach hinten schieben.
Dennoch ist mir bewusst, dass ich keine wirkliche Möglichkeit habe, mich krank zu melden. Bin ich dann doch mal krank, ist es definitiv anstrengender mir den „Krankenschein“ auszustellen als zuvor in der Festanstellung.
Ich muss meinen Kalender durchgehen, eventuelle Termine absagen, verschieben oder abwägen, ob ich den einen Termin nicht doch wahrnehmen kann. Ich muss eventuell meinen Kund:innen Bescheid geben, dass ich heute nicht erreichbar bin/die Aufgaben heute nicht erledigen kann…
Als ich Corona hatte und es mir an dem einen Tag wirklich richtig schlecht ging, habe ich innerlich geflucht, warum ich selbstständig bin. An allen anderen Krankheitstagen habe ich meinen Status der Selbstständigkeit genossen. 😇
🔴 Keine Urlaubsregelung
In der Tat gibt es für Mitarbeiter:innen in einer Festanstellung per Gesetz eine ganz klare Regelung, wie viele Urlaubstage mindestens gewehrt werden müssen. Ich weiß die aktuelle Anzahl gerade gar nicht. Früher waren es mal 24. Viele Unternehmen geben zum Glück noch ein paar mehr. Für Selbstständige gibt es kein Gesetz mit Urlaubsregelungen. Es gibt auch keinen Arbeitgeber, der kontrolliert, dass du auch deine Urlaubstage nimmst.
Ich hatte es ja bereits als Praxistipps bezüglich der flexiblen Arbeitszeiten genannt. Ich möchte es an dieser Stelle trotzdem noch einmal wiederholen…
Dabei bist du frei in der Entscheidung wie viele es sind. Wichtig ist nur, dass du sie auch schon früh an deine Kund:innen kommunizierst. Damit nicht kurzfristig eine Kundin sauer ist, dass du während ihrer High Season frei hast.
In der Selbstständigkeit bist du als Chefin selber dafür verantwortlich, dass du dir ausreichend Urlaubstage zur Erholung nimmst. Oder im anderen Extrem, du trägst die Verantwortung, dass du ausreichend Tage im Jahr arbeitest. Und, dass du diese auch in deinem Stundensatz einkalkulierst, damit du für den Zeitraum nicht ohne Geld da stehst. Das heißt es liegt an dir, ob du es als Vor- oder Nachteil siehst, dass es keine von außen vorgegebenen festen Urlaubsregelungen gibt. 😉
🔴 nicht alle Aufgabenbereiche machen Spaß
Ich gebe zu: Nicht alle meine Aufgabenbereiche machen mir gleich viel Spaß. Mir macht z. B. das Zuordnen von Belegen keine große Freude. Und so ist es von Selbstständiger zu Selbstständiger unterschiedlich, was ihr besonders viel und was ihr besonders wenig Freude bereitet. Es gibt aber ein paar Aufgaben, die schlichtweg gemacht werden müssen. Das Schöne ist, dass du dir die Zeit selber einteilen kannst. Ich z. B. mache meine Buchhaltung einmal im Monat, damit es vom Umfang nicht zu groß wird und ich nicht zu lange daran sitze. Gleichzeitig weiß ich auch, dass ich jetzt einen Monat „Ruhe“ davon habe. Auch eine beliebte Strategie ist es, solche Aufgaben mit angenehmen Sachen zu verbinden. Du könntest z. B. immer eine frische Tasse Kaffee trinken, während du deine Content Planung machst (wenn das etwas ist, was dir weniger Spaß macht und Kaffee etwas ist, was dir viel Freude bringt).
Wichtig ist einfach, dass deine Haupttätigkeit, also die Kundenarbeit, dir Spaß macht und überwiegend Freude bereitet, sodass du ausreichend motiviert in den Arbeitstag starten kannst. 😁
Vor- und Nachteile abwägen
Jetzt liegt es an dir, die von mir aufgezählten Vor- und Nachteile in deiner Pro & Contra Liste aufzuführen, zu ergänzen und entsprechend nach deiner Wichtigkeit zu bewerten.
Wie sieht es bei dir aus? Kannst du schon eine Entscheidung treffen?
Ideale Voraussetzungen schaffen für die Selbstständigkeit
In meiner ultimativen Roadmap für den Start in die erfolgreiche Selbstständigkeit als Virtuelle Assistentin erläutere ich bereits welche Voraussetzungen es gibt. Hier möchte ich nun ausführlicher auf die Soft Skills, die ich dort als hilfreich nenne, eingehen. Keine Sorge, du musst nicht alle neun Soft Skills in Fleisch und Blut haben. Aber es ist hilfreich, sich zu diesem Zeitpunkt damit zu befassen. Denn diese neun Soft Skills sind eine ideale Voraussetzung für einen erfolgreichen Start in die Selbstständigkeit.
Verlässlichkeit
Eine Eigenschaft von mir, die ich nie als besonders ausgeprägt wahrgenommen habe, ist die Verlässlichkeit, denn ich halte mein Wort – ohne Ausnahmen. Das ist für mich total selbstverständlich. Scheinbar aber nicht für jeden. In der virtuellen Zusammenarbeit mit einer eigenen VA wurde mir die Bedeutung erst so richtig klar. Wenn ich die Verantwortung an jemanden abgebe, der die Aufgabe selbstständig erledigen wird, muss ich mich zu 100 % auf die andere Person verlassen können.
Eine Kundin hat mir berichtet, dass sie bei meiner Vorgängerin ständig nachfragen musste, wann bzw. ob sie ihre Aufgaben erledigt hat. Nicht selten sagte die VA, sie sei einfach nicht dazu gekommen… Und ich bin ehrlich. Auch mir passiert es mal, dass ich eine Woche voller unerwarter, dringlicher Aufgaben ist, sodass ich weniger wichtige Aufgaben, die nicht terminbezogen sind, nicht erledigen kann (außer ich arbeite bis tief in die Nacht). In dem Fall kommuniziere ich das umgehend an meine Kund:innen oder spreche es individuell ab und schiebe, wenn nötig doch eine Nachtschicht ein. Mit dem Wissen, dass ich erstens dafür auch bezahlt werde und zweitens auch wieder ruhigere Wochen folgen. 😊
Fühlst du dich jetzt ein bisschen ertappt, weil Verlässlichkeit nicht zu deiner Stärke zählt, versuche es dir immer wieder vor Augen zu führen, dass deine Kund:innen dir eine unfassbar wichtige Aufgabe zugeteilt haben, für die sie dich auch gerne vergüten. Fühle dich geehrt und erweise deinem Auftraggeber den Respekt, die Aufgabe selbstständig und im besprochenen Zeitrahmen zu erledigen oder gib zeitnah Bescheid, falls es dir nicht möglich ist, die Deadline einzuhalten. Es wird sich lohnen, denn in der Zusammenarbeit wirst du so respektiert und geschätzt.
Vertrauen
Als virtuelle Assistenz wirst du immer wieder mit vertrauensvollen Daten in Berührung kommen. Sei es die Kursinhalte vor dem offiziellen Launch oder personenbezogene Daten der Kund:innen deiner Kunden. In jedem Fall ist äußerste Diskretion gefragt. Mache dich, falls du es noch nicht im Rahmen deiner bisherigen beruflichen Tätigkeiten tun musstest, mit der DSGVO vertraut. Darüber hinaus schadet ein vertrauensvoller Umgang mit dem Gesehenen/Gehörten/Gelesenen nie!
Kommunkationsfähigkeit
Die virtuelle Zusammenarbeit braucht neben Verlässlichkeit und Vertrauen auch eine gewisse Kommunikationsfähigkeit. Denn du sitzt nicht mit deinen Kund:innen in einem Raum und dir kann keiner mal schnell über die Schultern blicken, wenn du irgendwo nicht weiter kommst. Es ist wichtig, dass du klar und sachlich kommunizierst. Denke immer daran, dass du ausreichend Informationen so knapp wie möglich in die Kommunikation mit deinen Kund:innen formulierst.
Und apropros klare Kommunikation: auch auf deinem Außenauftritt (deinen Social Media Postings, deiner Website, deinen Blogartikeln…) sollte klar kommuniziert werden, was du tust und welche Vorteile ein potentieller Auftraggeber hat, wenn er/sie mit dir zusammen arbeitet.
Selbstdisziplin
Dieser Punkt fällt mir selber tatsächlich manchmal eher schwerer. Ich gebe zu, dass ich noch kein gesundes Maß an Selbstdisziplin gefunden habe. Es gibt Phasen, in denen ich als Vorbild-Selbstständige voller Selbstdisziplin strotze und den ganzen Tag konzentriert meine Aufgaben erledige. Und dann gibt es wieder Tage (meistens Freitage😜), an denen mir jegliche Selbstdisziplin fehlt. 🤷♀️
Wichtig ist einfach, dass du ausreichend Selbstdisziplin hast, um deine Arbeit ernst zu nehmen und dich nicht von jeder Kleinigkeit ablenken lässt.
Zeit- und Selbstmanagement
Hier gibt es auch gewisse Überschneidungen zur Selbstdisziplin. Ich möchte es dennoch gesondert aufführen. Denn Zeit- und Selbstmanagement sind in der Selbstständigkeit ein riesengroßes Thema.
Du kennst dich selbst am besten. Fällt es dir eher schwerer, dich selbst zu organisieren und deine Zeit effizient zu nutzen? Wenn du möchtest, teile ich hier auf meinem Blog mal meine liebsten Zeit- und Selbstmanagement Strategien. Bis dahin kann ich dir den Projekt: Fokus! Podcast von Janneke Duijnmaijer wärmstens empfehlen.
Hier meine liebsten drei Podcast-Episoden zum Thema Zeit- und Selbstmanagement:
- Effektiver arbeiten: Top 4 Zeitmanagement Methoden
- Fokussiert arbeiten: so geht’s
- So findest du deinen Fokus wieder
Motivation
Du merkst schon, die Soft Skills, die ich hier als ideale Voraussetzung aufzähle, liegen eng beieinander. Falls du eine gute Selbstdisziplin und ein gutes Zeit- und Selbstmanagement hast, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du auch eine gute Motivation mitbringst. Beziehungsweise im Idealfall ist es genau anders herum. Du bringst eine Motivation mit, die dich antreibt, sodass die Selbstdisziplin sowie das Zeit- und Selbstmanagement leicht fällt, die Dinge zu tun, die du gerne tust.
Wenn du mit dem Gedanken spielst, dich selbstständig zu machen, ist einer der ersten Schritte deine intrinsische Motivation zu entdecken und zu benennen. Intrinsisch bedeutet, dass diese Motivation von Innen heraus wächst. Wohingegen eine extrinsische Motivation von externen Faktoren abhängt, wie z. B. einer Belohnung (Geld). Als Selbstständige brauchst du mehr als das Streben nach Geld, um erfolgreich zu werden. Finde daher deine intrinsische Motivation, dein Warum, und alles wird leichter. 😊
Strukturiertes und zielorientiertes Arbeiten
Eine vorteilhafte Eigenschaft von Selbstständigen ist die Fähigkeit strukturiert und zielorientiert zu arbeiten. Zählst du eher zu der Sorte „kreatives Chaos“, lohnt es sich trotzdem (oder gerade deswegen) Struktur in deine Arbeitsprozesse einzuführen. Denn gerade in der Selbstständigkeit gibt es manche Aufgaben, die du nicht häufig machst, aber die dennoch zu einer gewissen Regelmäßigkeit wiederholt werden. Ein ganz klassisches Beispiel dafür ist die Buchhaltung und der Jahresabschluss für die Steuererklärung. Es können aber auch andere Aufgaben sein, wie z. B. die Wartungsarbeiten deiner Webseite oder in der Zusammenarbeit mit den Kund:innen: Angebot schreiben, Onboarding der Kund:innen, Rechnungen schreiben…
Je strukturierter du bei diesen Aufgaben vorgehen kannst, desto zeitsparender kannst du sie erledigen. Oder in anderen Worten: Du schaffst mehr Produktives in derselben Zeit. Und das wollen alle Selbstständige. 😊
💡Praxistipps, wie du effizienter arbeiten kannst
Hilfreich können dafür Checklisten sein, die die einzelnen Schritte der Aufgabe herunterbrechen, sodass du keine Unteraufgabe vergisst. Ich persönlich arbeite noch heute bei unregelmäßig wiederkehrenden Aufgaben sehr gerne mit einer solchen Checkliste. Dazu nutze ich ein Projektmanagement-Tool. Unabhängig von den Checklisten hilft das Projektmanagement-Tool (wie Asana, Notion, Meistertask…) beim strukturierten und zielorientierten Arbeiten. Auch den Kreativen unter uns. 😉
Flexibilität
Hierzu möchte ich wieder ein Beispiel von mir mit dir teilen. Als ich mich entschieden hatte, mich auf den Aufbau von Online-Mitgliederbereichen zu spezialisieren, habe ich mir ein ganz spezielles Setup ausgeguckt, mit ganz bestimmten Tools. Diese habe ich bis zum Umfallen getestet und fühlte mich endlich bereit. Und genau dieses Setup wollte ich anbieten, damit ich als „Expertin“ dann auch direkt den höheren Preis nehmen kann. Dann kam auch schon die erste Interessentin. Die hatte aber schon etwas angefangen und – du ahnst es sicher schon – mit abweichenden Tools. Ich hatte die Wahl. Sag ich nein, und bestehe auf mein Setup oder bin ich flexibel und traue mich an andere Tools. Dabei nehme ich in Kauf, dass ich zu dem Zeitpunkt nur einen günstigeren Preis nehmen kann, da ich das Haupt-Tool noch nie zuvor gesehen hatte. Willst du wissen, wofür ich mich entschieden habe?
Diese Flexibilität hat mich zwar kurzfristig etwas Geld gekostet, da ich ja nicht den ursprünglichen Preis nehmen konnte (wollte), dafür mir aber langfristig unfassbar viel mehr Geld eingebracht. Denn spezialisiert bin ich heute immer noch auf Online-Mitgliederbereiche. Aber mein Angebot ist nicht nur auf den Aufbau begrenzt. Vielmehr unterstütze ich fast hauptsächlich beim Ausbau von Mitgliederbereichen und helfe das bestehende Setup zu optimieren. Und soll ich dir noch etwas verraten? Mit dieser ersten Kundin (und einigen weiteren) habe ich so viele mögliche Tools für den Aufbau eines Mitgliederbereiches mit ihren Vor- und Nachteilen kennengelernt, sodass ich heute hochpreisig beraten kann, welche Tools wann zu empfehlen sind. Dabei greife ich auf einen so großen Erfahrungsschatz zurück, den ich nie gemacht hätte, wenn ich damals nicht flexibel gewesen wäre. Ok, ok, wir wissen nie was sonst passiert wäre… Aber ich hoffe, du verstehst meine Botschaft dahinter. 😊
Und bevor du das jetzt falsch verstehst, mein Rat ist nicht, dass du dich bei deiner Positionierung von Kundenanfrage, zu Kundenanfrage immer wieder flexibel umstrukturieren solltest. Ich habe auch diverse Anfragen abgesagt und das tue ich noch heute, wenn die Tools oder Aufgabengebiete komplett abweichend sind. Mein Rat an dieser Stelle ist einfach, egal, ob es im Bezug auf deine Positionierung ist oder in anderen Bereichen: Überleg einfach zwischendurch immer mal wieder kurz, welche Möglichkeiten sich noch ergeben würden, wenn du bei dieser einen Entscheidung flexibel bist.
Frustrationstoleranz
Was in der Selbstständigkeit auch von Vorteil ist, ist eine Frustrationstoleranz. Denn es bringt nichts, wenn du nach einer Kundenabsage im Tal der Tränen versinkst und lieber aufgeben möchtest, statt weiter zu machen. Kundenabsagen oder „Kundenabzocken“ passieren und du darfst dich auch darüber ärgern, keine Frage. Du solltest aber eine gewisse Toleranz entwickeln, die dir hilft, diesen Frust in etwas Produktiveres umzuwandeln. Nehme dir gerne ein Beispiel an einer Kalenderweisheit, die wir aus Kalendersprüchen, Postkarten, Frühstücksbrettchen und zahlreichen motivierenden Pins (wie der hier unten) auf Pinterest kennen:
Wie bei allen anderen Fähigkeiten, die ich hier genannt habe, kannst du deine Frustrationstoleranz stärken. In meinem Fall war bzw. ist auch die Selbstständigkeit ein gutes Trainingsfeld dafür, denn ich bin heute viel besser darin als früher. 😉 Falls du nicht sicher bist, wie es um dich steht, kannst du in einem spannenden Blogartikel, den ich gefunden habe, einen Test zur Selbsteinstufung machen. Darüber hinaus findest du dort hilfreiche Strategien für den entspannteren Umgang mit schwierigen Situationen.
Was hilft, um sich TROTZ Ängsten selbstständig zu machen?
Du hast diesen Beitrag bis hier her gelesen und merkst, dass du die geborene Selbstständige bist und auch richtig Lust hast, aber deine Ängste halten dich (noch) davon ab die ersten Schritte zu gehen? Dann möchte ich dich erst einmal beruhigen, denn du bist da kein Einzelfall. 🫣 Die Selbstständigkeit bringt genügend Potential für Ängste mit sich. Und ich bin ehrlich: Auch ich hatte wahnsinnig Angst zu Beginn. Was, wenn ich scheitere?
Wenn dir die Pro & Contra Liste bestätigt hat, dass du dich selbstständig machen möchtest (wahrscheinlich war das eh schon deine Tendenz, denn sonst liest du dir nicht so einen langen Text dazu durch 😉), du darüber hinaus die ein oder anderen idealen Voraussetzungen mitbringst oder dir antrainierst, dann lass dich bitte nicht von deiner Angst zu scheitern aufhalten.
So bringe ich dir hier als krönenden Abschluss noch 6 Tipps mit, wie du dich trotz Ängsten selbstständig machen kannst.
Tipp #1: Kenne dein Warum
Ich habe es hier eingangs schon einmal beschrieben. Es ist so wichtig, dass du dein sogenanntes Warum kennst. Oder in anderen Worten du weißt, was dich antreibt.
Tipp #2: Mach dir einen Notfallplan
Hierbei geht es darum, sich für das schlechteste Szenario „vorzubereiten“. Ich hatte z. B. wahnsinnige finanzielle Ängste. Daher habe ich mir ganz zu Beginn einen Notfallplan geschrieben, bei welchem Kontostand ich welche Schritte gehe. Zum Glück ist es nie dazu gekommen, aber es hat mir geholfen immer handlungsfähig zu bleiben. Denn die Verlustängste waren bei jeder Kundenabsage wieder da.
Tipp #3: Setze dir Etappenziele
Vielleicht kennst du die häufig zitierte Stelle in dem Kinderbuch „Momo“ mit Beppo dem Straßenkehrer, in dem Beppo erklärt, wie er es meistert die scheinbar unüberwindbar lange Straße zu kehren. Der Tipp ist: Schritt – Atemzug – Besenstrich.
Zu Beginn kann der Weg in die Selbstständigkeit, also bis du stabil von deinen Einnahmen leben kannst, dir auch unüberwindbar lang vorkommen. Dann denke bitte zurück an den Straßenkehrer von Momo und setze dir machbare Etappenziele. Das setzen von kleinen Unteraufgaben ist übrigens immer eine gute Möglichkeit, sich selber die Angst vor der „großen“ Aufgabe zu nehmen. Welche das sein können und nach welchen du priorisierst, kannst du selber entscheiden. Mir hat geholfen, mir „Gehalt-Etappen“ zu setzen.
Als Beispiel meine Etappenziele:
- Erstes Etappenziel: Mindestens drei aufeinander folgende Monate mit Gewinn (egal wie hoch, hauptsache meine Einnahmen liegen über den Ausgaben)
- Das darauffolgende Etappenziel war bei mir (wieder in mindestens drei aufeinander folgenden Monaten) die Hälfte meines letzten Nettogehaltes.
- Dann wieder mindestens drei aufeinander folgende Monate mein letztes Nettogehalt.
- Danach doppelt so viel wie vorher.
- Und ab da habe ich mir keine höheren Ziele gesetzt… Könnte ich mal wieder machen 😉
Das muss bei dir nichts Monitäres sein. Es können auch bürokratische Schritte sein oder die Anzahl von Kunden. Egal. Hauptsache es fühlt sich für dich erreichbar und motivierend an. 😊
Tipp #4: Mache einen konkreten Plan
Damit die Etappenziele nicht einfach nur aufgeschriebene Zwischenziele bleiben, mache dir einen konkreten Plan, wie du dort hin kommen möchtest. Bleiben wir bei meinem Beispiel. Ich habe mir z. B. auf verschiedenen Ebenen (Ausgaben minimieren, Kundenakquise optimieren, Stundensatz erhöhen, Affiliate Marketing anbieten…) Gedanken gemacht und einen konkreten Plan geschmiedet, wie ich meine Ziele schneller erreichen kann. Ein machbarer Plan hilft enorm bei „Versagensängsten“.
Tipp #5: Wissen schafft Vertrauen
In einem Buch, welches ich in der Schwangerschaft gelesen habe, gab es immer wieder Kapitel mit dem Titel Wissen schafft Vertrauen. Und hier passt der Titel so unfassbar gut, dass ich den Social-Media-Arzt Konstantin Wagner kopiere und den Titel als Slogan für diesen Tipp übernehme.
Denn Fakt ist: Man hat nur vor etwas Angst, worüber man kein, nicht ausreichend oder das falsche Wissen hat.
Wenn du dich selbstständig machen möchtest, solltest du dir seriöses, umfangreiches Wissen aneignen, oder im Idealfall eine Informationsquelle finden (wie diesen Blog), der du vertraust und wo du dich genauestens informieren kannst. Ich bin mir sicher, dass deine Angst ziemlich schnell verschwindet – wie weggeblasen. 😉
Tipp #6: Ein Netzwerk aufbauen
Ich hatte es ja schon an der ein oder anderen Stelle erwähnt. Du wirst als Selbstständige nicht als absolute Einzelkämpferin überleben. Ein gutes Netzwerk hilft dir in guten Zeiten und trägt dich in schwereren Zeiten (und die gehören einfach dazu). Vergesse also nicht, in guten Zeiten dein Netzwerk zu pflegen und auch anderen aus deinem Netzwerk beizustehen, wenn es bei denen gerade mal nicht so läuft. Dann bekommst du meiner Erfahrung nach auch garantiert eine helfende Hand, wenn du sie brauchst.
Selbstständigkeit – ja oder nein – du kennst die Antwort 😉
Du merkst: Diese Frage kann dein Leben verändern. Daher lohnt es sich, diese Entscheidung auf mehreren Ebenen zu treffen. In diesem Blogartikel habe ich dir meine Methodik gezeigt, wie du mithilfe einer Pro & Contra Liste vorgehen kannst, welche idealen Voraussetzungen du schaffen kannst und wie du deine Ängste überwinden kannst, wenn deine Antwort lautet: Ja, ich will mich selbstständig machen!
Teile deine Antwort mit mir und anderen Leserinnen gerne hier unten im Kommentarfeld. Lass uns auch wissen: Was reizt dich an der Selbstständigkeit? Und/oder welche Hürden schrecken dich (noch) ab?
Antworten
Liebe Lea, ich habe mich manchmal effektiv ertappt gefühlt… ich bin halb-selbstständig und habe noch eine Teilzeit-Festanstellung. Vor dem Sprung in die komplette Selbstständigkeit schreckt mich vor allem die finanzielle Ungewissheit ab. Ich werde mir Etappenziele setzen mit einem konkreten Plan, das habe ich bis jetzt ziemlich vernachlässigt. Danke für die wertvollen Tipps!
Liebe Sandra, herzlichen Dank für deine offenen Worte. Die finanzielle Ungewissheit ist auch eine große Hürde, das verstehe ich. Mir ist wichtig, dass die finanzielle Situation individuell evaluiert werden muss und du den Schritt nur machen solltest, wenn es wirklich passt. Sonst ist viel Angst im Spiel und das kann das Business auch wieder hemmen.
Ich freue mich, dass der Punkt mit den Etappenzielen dir geholfen hat und wünsche dir viel Erfolg bei deinem Plan! Wenn du es schaffen möchtest, wird es einen Weg geben (in deinem Tempo). 😊
Wow, da hast du wirklich Vieles zusammengetragen, liebe Lea. Ich bin auch ein Fan von Pro-und Contra-Listen, auch wenn ich sie nicht so wunderbar ausgefeilt anlege, wie du das zu tun scheinst. 🙂
Ja, der Schritt in die Selbstständigkeit sollte wirklich gut überlegt werden. Ganz egal welche Branche das betrifft. Ich persönlich habe im Laufe meines Lebens und beim Begleiten von Menschen häufig miterlebt, dass Menschen einen schrittweisen Übergang von 100% Festanstellung, zu Teilzeit mit Aufbau der Selbstständigkeit, bis hin zu kompletter Selbstständigkeit durchlaufen. Und wenn man dann noch die Punkte berücksichtigt, die du aufführst, kann man leichter eine Entscheidung treffen, ob die Selbstständigkeit wirklich passt. LG Cordula
Liebe Cordula, ja, ich bin ein kleiner Nerd, was die Pro- und Contra-Listen (eigentlich alle Art von Listen) angeht. 😉
Du hast recht, der sanfte Übergang mit einer Teilzeit Selbstständigkeit ist in den meisten Fällen sehr ratsam. Auch wenn es bei mir so schnell ging, betone ich immer wieder, dass das nicht für alle so sein muss. Ich finde es viel wichtiger, dass das Warum stimmt und die Motivation dahinter da ist. Dann finden sich immer Wege. 🤩
Liebe Lea, ich liebe Listen und arbeite auch gerne mit Pro- und Contra-Listen. Deine Idee mit den Etappenzielen finde ich auch wunderbar. Ich selbst bin nebenberuflich selbständig und werde mir gleich Zettel und Stift schnappen und konkrete Etappenziele aufschreiben. Danke für die tollen Tipps!
Liebe Sandra,
herzlichen Dank für dein Feedback. Ich freue mich zu hören, dass du dir auch mal Gedanken zu Etappenzielen machen möchtest. Das macht das Ganze erst greifbar, finde ich. 😊